Großes GamesCom-Interview mit Bungie!

Letzte Woche war bekanntermaßen die GamesCom in Köln und wir waren für euch dabei. Wie versprochen, haben wir für euch dort ein paar spannende Termine wahrgenommen.

Heute können wir euch ein ganz tolles Interview präsentieren. Wir waren zusammen mit Andy Edition  zu  Gast bei Melanie von Bungie, die ihrerseits für die Lokalisierung des Spiels in das Deutsche zuständig ist und dort haben wir sie einiges gefragt.

Vorab auch nochmal ein ganz ganz großes Dankeschön an Melanie und ein Kompliment für ihre wirklich hervorragende Arbeit, die sie tagtäglich für uns bei Bungie abliefert!

Wie kam die „Schatzschüssel“ ins Spiel? Warum heißt der „Arkusakrobat“ eigentlich „Arkusakrobat“? Und wie werden die Synchronsprecher ausgewählt? Das und vieles mehr durften wir sie fragen. Viel Spaß!

Destinyblog: Hey Melanie! Danke, dass du dir Zeit für uns genommen hast!

Melanie: Hey! Sehr gerne!

Destinyblog: Dann starten wir doch direkt mal. Kannst du dich kurz vorstellen? Was genau ist dein Job bei Bungie?

Melanie: Ich heiße Melanie und mache die deutschen Übersetzungen bei Bungie. Der offizielle Titel für meine Position ist „German Loc Specialist“. Ich mache das jetzt seit knapp 4 ½  Jahren, habe im April 2013 angefangen. Ich mache alles über Marketing, Trailer, Untertitel, Audio-Skripts – also die deutsche Vertonung, davon die Skripts übersetze ich – und alles in Game sowie bungie.net und die dazugehörigen Apps.

Destinyblog: Achso, also auch die Apps übersetzt du komplett?

Melanie: Ja, genau!

Destinyblog: Und du hast auch damals die „Schatzschüssel“ ins Spiel gebracht?

Melanie (lacht): Ja, das ist richtig. Das war tatsächlich ein Rechtschreibfehler, aber ein lustiger!

Destinyblog: Das stimmt wohl. Aber mal wieder eine ernsthafte Frage. Wie kreativ kannst du beim Übersetzen sein, vor Allem, wenn es in Richtung Währung, Waffennamen etc. geht?

Melanie: Uns ist alle Freiheit gelassen. Das ist eben auch der Unterschied zwischen Lokalisierung und reiner Übersetzung. Es muss nicht 1 zu 1 sein. Wichtig ist, dass die Bedeutung erhalten bleibt, gerade wenn es um Quests geht. Da sollte es nicht obskur werden, sodass der Spieler überhaupt nicht mehr weiß, wo er hin muss. Da muss man schon getreu dem Englischen bleiben. Bei Waffennamen oder Rüstungen kann man frei sein, da geht es oft ja auch mit dem Visuellen einher. Manche Wortspiele passen bei uns im Deutschen auch einfach nicht. Manchmal geht man dann von dem englischen Wortspiel weg und macht etwas neues oder man versucht es zu erhalten und dann geht es eventuell ein bisschen verloren. Das kommt aber auch immer darauf an, zum Beispiel darauf, wie viel Zeit uns bleibt. Das kennt man ja, wenn man zum Beispiel eine Hausarbeit schreibt und 2 Wochen später nochmal drüber guckt, dann denkt man sich „Ja gut, das hättest du schon ein bisschen anders schreiben können“. Aber grundsätzlich haben wir alle Freiheiten, die wir wollen. Oft kommen aber auch noch Längenbegrenzungen dazu, da muss man sich dann ein bisschen kürzer fassen. Oder wenn man jetzt Audio macht, zum Beispiel den „Last Call“-Trailer oder „Rally The Troops“, das ist so genannte ADR-Übersetzung. Das heißt, man muss mit der englischen Länge übereinstimmen, unseres darf nicht darüber hinausgehen und man muss mit den Lippenbewegungen übereinstimmen, das sieht ansonsten halt komisch aus.

Destinyblog: Also auch wenn die deutschen Wörter jetzt länger sind, als die englischen, damit die Lippenbewegungen dann nicht schon vorbei sind und der Charakter spricht aber immer noch.

Melanie: Ja, richtig. Tatsächlich habe ich online gelesen, dass viele mit der einen Cinematic mit Amanda Holliday nicht so glücklich sind. Da sagt sie „Geben wir ihnen eins auf die Nuss“. Und das war tatsächlich richtig schwierig. Weil es kurz sein musste und dann auch mit ihren Lippenbewegungen übereinstimmen musste. Das hat wirklich gedauert, bis wir da was gefunden haben, was auch gepasst hat. Und so Sachen kommen dann daher zustande. Also wir können so frei wie möglich sein, kreativ sein, aber es gibt immer verschiedene Faktoren, an die man sich trotzdem halten muss.

Destinyblog: Das beste Beispiel dafür und für eure Freiheiten ist ja aktuell der Dönerladen (den mussten wir einfach ansprechen ?).

Melanie: Ja, ganz genau. Das ist dann die Lokalisierung. Es macht ja keinen Sinn, bei uns Spicy Ramen Shop zu sagen, in den USA ist das halt sehr verbreitet. Hier zwar auch teilweise, aber hier hat es auch nicht eine solche kulturelle Bedeutung. Und da hat sich uns tatsächlich auch die Frage gestellt: Nehmen wir jetzt die Currywurst- oder die Dönerbude? Und da hat die Dönerbude einfach besser zu den Lippenbewegungen von Cayde gepasst.

Destinyblog: Du hattest mir mal gesagt, dass es schwierig ist, Gesten und Ähnliches zu übersetzen. Auch beim Geist „Russischer Geist“ gab es einige Probleme, da viele den Kontext dahinter nicht verstanden haben. Kannst du uns das erklären?

Melanie: Stimmt, das war eigentlich ganz lustig. Der „Russische Geist“ heißt „Deviled Ghost“ im Englischen. Und das war ein Wortspiel mit „Deviled Eggs“, so heißen die im Englischen. Und bei uns heißen sie halt „Russische Eier“. Das habe ich erkannt und dementsprechend richtig übersetzt. Aber dazu kam das Visuelle, dass er Hörner hatte, weil es ein Halloween-Geist war. Die Spekulationen waren dementsprechend echt lustig. Im Endeffekt haben einige den Wortwitz erkannt und einige nicht, das ist aber auch voll in Ordnung. Dann haben sich aber auch einige gefragt, warum das in anderen Sprachen wörtlich in „Teuflischer Geist“ übernommen wurde – ich glaube im Italienischen und im Spanischen. Das ist deswegen so, weil die anderen Teams sich dann dazu entschieden haben und das ist auch vollkommen okay und auch richtig. Da kann jedes Team unabhängig voneinander arbeiten.

Destinyblog: Mit Destiny 2 gibt es ja neue Charaktere und dementsprechend neue Synchronsprecher. Arbeitest du eng mit den Synchronsprechern zusammen?

Melanie: Also, wir wählen die Synchronsprecher aus. Wir haben eine Charakterisierung, wie der Charakter klingen und porträtiert werden soll. Natürlich sollte man sich dabei auch so ein bisschen an das Englische halten. Zum Beispiel Ghaul klingt ja jetzt sehr tief und sollte daher keine „Piepsstimme“ haben.

Destinyblog: Ich finde die deutsche Stimme ist auch echt gut gewählt!

Melanie: Finde ich auch! Der deutsche Ghaul ist Spitze!

Destinyblog: Und deine Zusammenarbeit mit den Sprechern, seid ihr da eng verknüpft?

Melanie: Also nein, das Meiste macht in der Regel das Studio. Wir arbeiten mit unserem Studio zusammen und geben Feedback und sagen, wir möchten das so und so haben.

Andy Edition: Macht das ein externes Studio oder ist das intern bei euch bei Bungie?

Melanie: Das ist ein externes Studio, welches mit Activision zusammenarbeitet. Die jeweiligen Studios sitzen aber in ihren dazugehörigen Ländern.

Destinyblog: Wenn du jetzt an deine Arbeit an Destiny 2 denkst, was würdest du sagen, ist jetzt an einem ganz neuen Spiel die größte Herausforderung für dich? Vor allem in Hinblick darauf, dass Destiny 2 mehrere Inhalte bieten wird, größer wird, als Destiny 1, was zwangsläufig ja zu mehr Übersetzungen führt.

Melanie: Die größte Herausforderung, hmm. Also viel zu tun gibt es ja immer, aber es macht auch Spaß, ich mag es eigentlich total gerne, wenn man viel zu tun hat. Die größte Herausforderung ist es, glaube ich, gute Namen zu finden, die aber nicht zu weit entfernt sind vom Englischen, wie zum Beispiel für die neuen Fokusse (Dämmerklinge, Sentinel und Arkusakrobat). Das fanden wir alles echt passend. Dinge, von denen man weiß, sie bleiben, die sind sehr „player facing“, die sind immer eine Herausforderung. Gute Synchronsprecher zu wählen auf jeden Fall auch und wir haben auch ein echt gutes Studio, mit dem wir zusammenarbeiten. Das macht Spaß und ist auch eine Herausforderung. Und wenn man dann hört, wie die Sprecher Sachen sprechen, die man übersetzt hat und das hört sich dann cool an, das freut einen richtig. Das ist super toll.

Destinyblog: Du hast den “Arkusakrobaten“ angesprochen. Kannst du uns erklären, wie ihr auf den Namen gekommen seid? Denn es gibt viele in der Community, die den Namen ein wenig unglücklich finden.

Melanie: Daran haben wir tatsächlich auch gedacht. „Arkusakrobat“ hört sich ein bisschen wie so ein Zungenbrecher an, fanden wir aber trotzdem okay, ich glaube eine so große Herausforderung ist das nicht. Wir fanden es passt halt einfach. Der Spielstil, wie er sich bewegt, das ist ein Akrobat. Ein bisschen wie ein Zirkuskünstler. Und Arkusläufer zum Beispiel, das passt einfach nicht dazu, wie er sich bewegt und spielen lässt. Auch wenn das sehr nahe am Englischen gewesen wäre. Ansonsten wäre ein „Strider“ jemand der schreitet, aber „Arkusschreiter“ hört sich auch einfach nicht gut an.Oft geht es auch darum, dass sich etwas im Deutschen nicht gut oder zu sperrig oder gekünstelt anhört. Deswegen lassen wir auch manche Sachen englisch, wie zum Beispiel den „Sentinel“. Das hört sich zum einen cool an und zum anderen sind deutsche Spieler so bewandert im Englischen, dass das total gut klappt.

Destinyblog: Man hätte ihn ja auch Captain America nennen können (lachen). Was anderes. Wie kann man sich den Charakter von Devrim Kay (der NPC der Europäischen Todeszone) vorstellen?

Melanie: Er ist sehr „sophisticated“ (hoch entwickelt, raffiniert, elegant). Im Deutschen würde ich sagen, er ist ein typischer Gentleman, er trinkt auch gerne Tee, er ist ein Sniper und der beste Freund von Hawthorne, sie ist ja auch ein neuer Charakter und sie hat noch ihren Begleiter, den Falken. Er wartet in der ETZ und ist ein neuer NPC-Händler. Ja, der ist ganz cool!

Destinyblog: Also eher ein Herr der alten Schule?

Melanie: Genau!

Destinyblog: Was hältst du allgemein von den neuen NPCs, vor allem im Vergleich zu denen aus Teil 1?

Melanie: Die neuen NPCs bringen alle ihre eigenen Eigenschaften mit. Ich finde sie alle sehr gelungen. Zum Beispiel Hawthorne und Devrim sind ja keine Hüter, sie haben kein Licht. Und trotzdem zeigen sie, dass man mächtig sein und für die gute Sache kämpfen kann, auch ohne Licht. Was wiederum sehr interessant ist, da uns selbst in Destiny 2 ja zunächst das Licht genommen wird.

Destinyblog: Hast du selbst einen Lieblings-NPC?

Melanie: Ja, tatsächlich wäre das Ghaul (lacht).

Destinyblog: Und warum?

Melanie: Ich finde ihn super faszinierend. Erstens sieht er ultra cool aus. Er trägt ja zum Beispiel eine Maske, während andere Kabale nicht unbedingt eine Maske tragen. Er hat weiße Haut und rote Augen, anders als die anderen Kabale. Er trägt eine weiße Rüstung. Und zwar, weil er sich gar nicht als den Bösen sieht.

Destinyblog: Wir haben mal gelesen, dass er sich als den Ritter in weißer Rüstung sieht, der seinem Volk hilft. Und das führt dann dazu, dass man diese 2 Perspektiven sieht, die Hüter und Ghaul, die sich beide für die Helden halten, die dann aufeinander treffen.

Melanie: Ganz genau. Und das finde ich interessant. Er ist ja auch jemand, der sich verständigen kann und auf gleicher Ebene wie die Hüter agiert. Und er ist so mächtig, dass er etwas macht, was niemand für möglich gehalten hat. Und er ist schlau, es ist nicht einfach rohe Gewalt. Er denkt natürlich auch, dass er das Licht verdient hat.

Destinyblog: Das hört sich ein bisschen wie ein kleines Kind an, dem man den Lutscher weggenommen hat.

Melanie: Er hatte ja gar keinen Lutscher. Das ist ja auch das Ding. Er wurde gequält, ausgestoßen und hat sich dann aus dem Nichts zum Dominus der Kabale hochgearbeitet.

Destinyblog: Kommen wir zu einem anderen Thema. Die Gruppe „Deutsche Vorhut“ auf bungie.net wurde ja von dir ins Leben gerufen. Wie kann man dich da unterstützen?

Melanie: Zur Erklärung erst einmal erkläre ich am besten, wie wir dazu gekommen sind, die Gruppe zu erstellen. Das Bungie Forum war nur in englischer Sprache verfügbar. Deutsche Posts und Posts anderer Sprachen sind dort verloren gegangen. Das fanden wir schade. Dann hatten eine Kollegin und ich die Idee, lokalisierte Foren einzuführen. Die Engineers haben uns dann gesagt, dass das möglich ist. Um zu sehen, welche Resonanz dieser Vorschlag bringt, haben wir die Gruppen in verschiedenen Sprachen erstellt. Und wir haben daran gesehen, dass die Resonanz sehr hoch war. Man kann eben nicht voraussetzen, dass jeder Hüter perfekt Englisch sprechen kann. Daher haben wir nun lokalisierte Foren. Und dafür bedanke ich mich auch bei allen beteiligten! Man kann in der Gruppe auch mit uns in Kontakt treten, wir gucken täglich dort rein. Und wenn zum Beispiel Übersetzungsfehler gefunden werden, dann fixe ich diese auch tatsächlich. Es dauert dann halt immer ein bisschen, ich muss erst einen Bug-Report schreiben und dann sind das eben geregelte Prozesse, die da von statten gehen – wir sind ja nicht Cayde-6, der machen kann, was er will (lacht). Ich finde es schon gut, dass man da zusammenarbeitet. Die deutsche Community – ihr – seid ja die, für die wir das Spiel machen. Und es ist echt schön, wenn wir alle zusammen an einem Strang ziehen.

Destinyblog: Zum Abschluss: Was ist deine Lieblingsklasse?

Melanie: Der Titan! Ich dachte immer, ich werde Warlock oder Hunter spielen und ich habe mir als Main-Charakter zu Beginn auch einen Warlock erstellt, aber irgendwie gefällt mir über Jahre hinweg jetzt der Titan am besten. Der ist so ein bisschen wie ich, brachial und unsubtil (lacht). Und eure?

Andy Edition: Warlock.

Destinyblog (Sascha): Warlock.

Destinyblog (Dennis): Jäger.

Melanie: Sehr cool.

Destinyblog: Dann bedanken wir uns sehr für das Interview, Melanie.

 

Ich hoffe, ihr hattet Spaß an unserem Interview, wir hatten auf jeden Fall eine Menge Freude daran, uns mit ihr so ausführlich (und endlich auch mal persönlich) zu unterhalten! Wenn ihr sie auch im Bungie Forum unterstützen wollt, haben wir hier den Link zur deutschen Gruppe von Melanie:

Deutsche Vorhut

 

Bis dahin, ich kann es kaum erwarten, bis Destiny 2 nächste Woche erscheint – und ihr!?

Dennis, out!